Fernmeldewesen 1900-1929

Die Entwicklung des Fernmeldewesens 1900 – 1929

1900 Beginn des Fernsprechfernverkehrs von Gießen aus zu Stadtfernsprechvermittlungen in Wetzlar, Butzbach, Frankfurt und Marburg.

In Limburg bestehen 36 Hauptanschlüsse und 13 Nebenstellen.

Am 9. November gehen bei der Telegrafenstelle Limburg 2 Klopferleitungen in Betrieb.

Am 1. Juli wird beim Postamt Biedenkopf eine öffentliche Sprechstelle in Betrieb genommen.

Eine erste Fernsprechverbindung zwischen Weilburg und Nenderoth geht in Betrieb.

 

1901 Die technische Ausrüstung der „Stadtfernsprecheinrichtung“ Marburg besteht aus 3 Klappenschränken mit je 50 Anrufeinheiten. Fernsprechfernverkehr ist von Marburg aus nach 84 Orten und 28 Vororten von Großstädten zugelassen.

 

1902 In Frankenberg wird eine Fernsprechvermittlungsstelle mit öffentlicher Sprechstelle eingerichtet.

Am 1. Juli nimmt die Biedenkopfer „Stadtfernsprecheinrichtung“ mit 8 Teilnehmern den Betrieb auf.

 

 
  Grundstückseigentümererklärung aus dem Jahr 1902.

 

1904 Das Ortsnetz Laubach geht mit 4 Teilnehmeranschlüssen in Betrieb, darunter ein Jagdpächter mit der Tel. Nr. 1, das Amtsgericht mit der Nr. 2 und die Molkerei mit der Nr. 4.

Im Haus des Posthalters Christian Reinhold Haas in Nenderoth wird eine handbediente Fernsprechvermittlung eingeschaltet. Die Ausrüstung besteht aus einem Klappenschrank mit 20 Anschlussmöglichkeiten. Eine Fernleitung führt nach Dillenburg, eine weitere sogenannte „Speiseleitung“ nach Weilburg. Zum Ortsnetz zählen neben Nenderoth noch Arborn, Odersberg und Obershausen.

 

1905 Am 1. April wird beim Postamt Limburg eine Telegrafenwerkstatt eingerichtet. 8 weibliche Kräfte, 1 Ortsaufsichtsbeamter, 1 Obertelegrafensekretär und 2 Telegrafenbaubeamte versehen den Dienst in der Telegrafen- und Fernsprechbetriebsstelle.

Im Ortsnetz Limburg beginnt der unterirdische Netzausbau. Fernsprechkabel werden in der Bahnhofstraße, Holzheimer Straße und am Stephanshügel verlegt.

Die technische Ausrüstung des Fernamtes in Frankenberg/Eder besteht aus einem Fernschrank. Fernleitungen verlaufen nach Bad Wildungen, Battenberg/Eder, Hallenberg, Kassel, Korbach und Marburg.
Darüber hinaus führt eine Sparleitung von Frankenberg über Viermünden – Eder/Bringhausen – Niedererke – Obererke – Buchenberg – Schmidtlotheim – Altenlotheim – Vöhl.

In einer Meldung des Giessener Postamtes heißt es: „Scheuerfrau stellt Telegramme gegen Stücklohn zu.“

 

1906 In der Schalterhalle des Giessener Postamtes wird die erste öffentliche Fernsprechzelle eingerichtet.

In Gießen wird die Technik für eine automatische Zeitansage aufgebaut. In der Anlage, die als „Eiserne Minna“ in die Fernmeldehistorie eingeht, erfolgt die Abtastung über Lichtzeichen.

Die Fernsprechleitung Weilburg – Niederselters – Weilmünster wird eingeschaltet.

In Wolfenhausen beginnt der handvermittelte Fernsprechverkehr.

In Limburg werden in den Bereichen Graupfortstraße, Flathenbergstraße, Werner-Senger- und Diezer Straße weitere Fernsprechkabel verlegt.

 

1907 Die Fernsprechzellen des Giessener Postamtes werden mit Gaslicht ausgerüstet.

Am 21. Mai wird im Keller des Giessener Posthauses für die Bediensteten des Amtes ein Brausebad eingerichtet. In einer Verfügung dazu heißt es:
„Das Brausebad kann von allen Post- und Telegraphenbeamten, Unterbeamten, sowie von den im Post- und Telegraphendienst im Arbeitsverhältnis stehenden Personen benutzt werden. Von Unterbeamten und Arbeitern kostenlos, von Beamten gegen eine Gebühr von 10 Pf. Pro Bad. Handtuch und Seife werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Bad ist von 6.00 bis 7.00 Uhr abends geöffnet. Anmeldung beim Oberpostschaffner.“

 

1908 Durch die steigende Bedeutung des Telegrafen- und Fernsprechwesens und den ständigen Ausbau der technischen Einrichtungen kommt es am 1. April in Gießen zur Gründung eines eigenständigen Telegrafenamtes. Die örtliche Telegrafenbetriebsstelle sowie die Fernsprechvermittlungsstelle werden dem neuen Amt unterstellt.

Mit Genehmigung des Reichspostamtes wird in Limburg/Lahn der Anbau eines Seitenflügels (Eschhöfer Weg) an das Postgebäude begonnen.

Am 1. September werden bei der Vermittlungsstelle Limburg 33 DeTeWe-Vielfachumschalter eingebaut. An das Ortsnetz sind inzwischen 169 Hauptanschlüsse und 75 Nebenstellen angeschlossen.
An technischer Ausrüstung ist vorhanden:
2 Klappenschränke, 4 Vielfachumschalter M 1902 mit 400 Anrufzeichen und 11 Fernschränke.

Das jährliche Verbindungsaufkommen beläuft sich auf 397.685 Ortsgespräche und 41.884 Ferngespräche.

Die Limburger Telegrafenstelle verbucht folgende Verkehrszahlen:

aufgeliefert: 13.812 Telegramme

erhalten: 12.765 Telegramme

Durchgang: 57.889 Telegramme

In Wetzlar ist die Zahl der Fernsprechanschlüsse auf 200 Sprechstellen angestiegen.

 

1909 Zum 1. Juli kann der Limburger Anbau bezogen werden. Im 2. Geschoß sind die Apparatewerkstatt, ein Unterrichtszimmer, das Orts- und Fernamt, der Telegraphen-Apparatesaal und das Dienstzimmer für den Stellenvorsteher der Telegraphen- und Fernsprechbetriebsstelle untergebracht. In dem neuen Kellertrakt finden Lager- und Aufenthaltsräume für die Telegrafenarbeiter ihren Platz. Hier werden auch später die Akkumulatoren für die Wählvermittlung stehen.

 

1911 Im Limburger Stadtbereich wird vom Gericht bis zum Markthäuschen am Marktplatz und weiter zum Eisenbahndamm an der Gasanstalt ein neues Fernsprechkabel verlegt.

 

1912 In der Limburger Telegrafenbetriebsstelle sind 5 Klopfer- und 11 Morseapparate in Betrieb.

 

1914 Im Ortsnetz Dillenburg bestehen 246 Hauptanschlüsse. Das Fernamt ist mit 6 Fern- und 6 Sparleitungen ausgestattet. Der Telegrafenbetrieb wird über 2 Morseleitungen abgewickelt.

Im Wetzlarer Ortsnetz bestehen inzwischen 315 Sprechstellen.

 

1915 In Marburg/Lahn wird das Postgebäude durch einen Anbau erweitert.

Die Wetzlarer Fernsprechvermittlung verfügt im April 1915 über 10 Leitungen für den Fernverkehr und 9 Sp-Leitungen. Die Telegrafenstation ist mit 2 Klopferleitungen und 5 Morseleitungen ausgestattet.

 

1917 Wegen des starken Anstieges des Fernsprechverkehrs werden die Räume im 1. Stock des Giessener Posthauses für die Unterbringung der Fernsprechvermittlung benötigt.

 

 
  Weibliches Personal der Fernsprechvermittlung Weilburg im Jahr 1918

 

1919 Nach dem 1. Weltkrieg zählt die Wetzlarer Fernsprechvermittlung 500 Sprechstellen. Am 21. Juli 1919 wird die Ortsvermittlung um einen Vielfachumschalter mit 100 Anschlüssen erweitert.

 

1920 Am 1. Juni wird in Gießen ein zusätzliches Telegrafenbauamt gegründet.

Die Diensträume des neuen Amtes finden ihren Platz im Gebäude der ehemaligen „Alten Klinik“ in der Liebigstraße.

Die Wetzlarer Ortvermittlungsstelle wird am 28. Januar durch den Einbau von fünf 20-teiligen Klinkenstreifen erweitert. Für den Fernverkehr stehen jetzt 24 Fernleitungen und 12 Sp-Leitungen zur Verfügung.

Der Telegrammverkehr nimmt durch die Einrichtung des Wetzlarer Durchgangslagers für Kriegsgefangene erheblich zu. Am 1. April sind in der Telegrafenstation 4 Morse-, 7 Klopfer- und 1 Hughesleitung vorhanden.

 

1921 Vom 26. März an entfällt in Gießen durch die Schaltung einer Morseleitung zum Zweigpostamt das bisher übliche Zusprechen der Telegramme von und zum Hauptpostamt.

 

1922 Der ständig steigende Bedarf an Fernsprechanschlüssen kann mit der alten Wetzlarer Handvermittlung nicht mehr gedeckt werden. Die aus dem Jahr 1898 stammende Anlage im Wetzlarer Postamt in der Hausergasse wird abgebrochen und durch eine erweiterte Anlage ersetzt, die am 8. Juli 1922 in Betrieb geht.

Nach dem Währungsverfall ist ein erheblicher Rückgang des Fernsprechverkehrs zu verzeichnen.

Das Fernamt Dillenburg ist mit 6 Fernschränken, 1 Meldeschrank und 1 Sparschrank ausgestattet und verfügt über 22 Fernverbindungs- und 13 Sparleitungen. Im Ortsnetz sind inzwischen 236 Hauptanschlüsse und 127 Nebenstellen angeschlossen.
Die Telegrafenstelle verfügt über 4 „Klopferleitungen“.

In der Limburger Telegrafenstelle werden alle Morseapparate durch „Klopfer“ ersetzt.

 

1923 In der Gießender Vermittlungsstelle liegen auf Vielfachumschalter:

Wetzlar mit tägl.80 ank. Gesprächen

Frankfurt mit tägl.68 ank. Gesprächen

Butzbach mit tägl. 34 ank. Gesprächen

Marburg mit tägl. 28 ank. Gesprächen

Alsfeld mit tägl. 23 ank. Gesprächen

Lollar mit tägl. 22 ank. Gesprächen

Grünberg mit tägl. 17 ank. Gesprächen

Dillenburg mit tägl. 9 ank. Gesprächen

Nidda mit tägl. 1 ank. Gesprächen

 

In Frankenberg/Eder bestehen 110 Haupt- und 43 Nebenanschlüsse. Kleine Handvermittlungsstellen sind bei den Postagenturen Ernsthausen, Frankenau, Rosenthal und Schmidtlotheim in Betrieb.

In Schweinsberg wird am 2. Juli der sogenannte „Selbstanschlußbetrieb“ eingerichtet und das Ortsnetz in den Überweisungsbereich des Fernamtes Marburg eingegliedert.

 

1925 Am 20. Oktober geht in der Postagentur Hatzfeld/Eder die Zeit der Handvermittlung zu Ende und der Wählbetrieb wird eingeschaltet. Gleichzeitig wird das Fernamt Biedenkopf Überweisungsfernamt für die umliegenden Ortsnetze.

 

1926 Beim Telegrafenamt Gießen bestehen folgende Personalstellen:

Dienstposten: 92

Dauervertreterposten: 5

Aushilfen f. best. Zwecke: 2

beurlaubte Beamte: 5

erkrankte Beamte: 9

Im Fernsprechsaal sind 47 weibliche und im Verstärkeramt 6 weibliche Kräfte beschäftigt.
Im Telegrafenamt gibt es 6 männliche Betriebskräfte.

In Dillenburg wird am 1. September der „ununterbrochene Fernsprechdienst“ eingeführt.

Inbetriebnahme der „SA-Ämter“ (Selbstanschlußämter):

1. März im Postamt Breidenbach

8. März Haina (Kloster) mit 100 Anrufeinheiten

25. März in der Postagentur Holzhausen b. Gladenbach

20. August in der Postagentur Buchenau

 

Am 6. August nimmt in Brandoberndorf das erste sogenannte „Selbstanschlußamt“ im Bereich Wetzlar seinen Betrieb auf.

Am 10. Dezember geht im Obergeschoß des Posthauses das erste Weilburger „Selbstanschlußamt“ in Betrieb. Im Erstausbau stehen 500 Anschlusseinheiten zur Verfügung. Gleichzeitig werden die Telegrafenleitungen abgeschaltet und die Telegramme künftig über Fernsprechleitungen zugesprochen.

Inbetriebnahme der Fernkabel Frankfurt/M – Gießen – Dortmund und Frankfurt/M – Gießen – Hannover.

 

1927 Im Hinterhof des Giessener Postamtes wird auf dem Grundstück Bahnhofstraße 91 mit einem Neubau für den Telegrafen- und Fernsprechdienst begonnen.

Das Giessener Fernamt verfügt inzwischen über 72 Fernleitungen und 12 „Sparleitungen“

Die Ausrüstung der Giessener Telegrafenbetriebsstelle besteht aus:

1 Klinkenumschalter M15 für 100 Leitungen,

1 Zentralanrufschrank M13 für 50 Leitungen,

1 Gestell Lz,

1 Universalmeßinstrument,

4 Untersuchungsapparate (Farbschreiber),

2 Hughesapparate mit hohem Gestell, davon 1 mit Motor und 1 mit Gewichtsantrieb,

2 Klebetische,

4 Klopferapparate (in Reserve)

An Betriebsleitungen sind 12 Arbeitsstrom- und 4 Ruhestromleitungen vorhanden.

Im Februar werden in der Telegrafenstelle Limburg die „Klopferleitungen“ aufgehoben.

Ab dem 10. August übernimmt das Fernamt Dillenburg die Vermittlung der Ferngespräche für das Ortsnetz Herborn.

Zum 14. September wird das Ortsnetz Rauschenberg (Bz. Kassel) dem Überweisungsbereich des Fernamtes Marburg zugeordnet.

In Limburg geht am 26. März das „Selbstanschlußamt“ in Betrieb. Mit einem Kostenaufwand von 200.000 RM stehen im Erstausbau 800 Anrufeinheiten zur Verfügung.

Im handvermittelten Fernamt werden 21 Fernschränke des Typs „ZB 25“ in Betrieb genommen.

Weitere „SA-Ämter“ nehmen ihren Betrieb auf:

10. Februar Sachsenberg(Waldeck) mit 100 Anrufeinheiten

9. April in der Postagentur Gönnern

14. September Rauschenberg mit 140 Anrufeinheiten, System 22 (wird in den Überweisungsbereich des Fernamtes Marburg eingegliedert).

 

1928 In diesem Jahr endet in Wetzlar die Zeit der handvermittelten Ortsverbindungen und am 23. Juni nimmt die neu errichtete Wählvermittlungsstelle im Posthaus in der Hausergasse ihren Betrieb auf. Am 22. Juni hatte die Oberpostdirektion im „Wetzlarer Anzeiger“ amtlich bekannt gemacht, dass am nächsten Tag, dem 23. Juni, „nachmittags ab 17 Uhr der Fernsprechbetrieb für ein bis zwei Stunden außer Betrieb sei“

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Die Umstellung auf die neuen Fernsprechapparate mit Nummernscheibe macht eine ausführliche Unterrichtung der Teilnehmer notwendig. Jeder Anschlussinhaber wird zu diesem Zweck von einem Mitarbeiter aufgesucht und mit der Arbeitsweise der neuen Apparate vertraut gemacht.

Im „Wetzlarer Anzeiger“ erscheinen mehrere Tage hintereinander umfassende Gebrauchsanweisungen:

„…Ganz besonders müssen Nebenstellen auf dieses Zeichen achten, da jedes frühere Wählen zwecklos ist. Ertönt der hohe Summton kurz-lang, das sogenannte Amtszeichen, so kann mit dem Wählen der Rufnummer, z.B. 2600, begonnen werden. Zuerst wird der Finger in die Nummer 2 der Nummernscheibe gesteckt, die Scheibe rechts herum bis zum Fingeranschlag gedreht, dann der Finger herausgezogen, worauf die Scheibe von selbst zurückläuft. In gleicher Weise werden nun die Ziffern 6 – 0 – 0 gewählt. Ist der angerufene Anschluß frei, so ist das Freizeichen zu hören, ein hoher, alle 10 Sekunden hörbarer Summton. Sooft das Freizeichen hörbar ist, ertönt bei der angerufenen Stelle der Wecker. Sollte der verlangte Anschluß aber besetzt sein, so erhält der Anrufende das Besetztzeichen: ein tiefes, andauerndes Brummen. Dann bleibt nur übrig, einzuhängen und nach einiger Zeit von neuem zu wählen….“

Die Umstellung sei reibungslos verlaufen, meldet zwei Tage später der „Wetzlarer Anzeiger“. Die Gesamtkosten der neuen Wählvermittlung mit 900 Anrufeinheiten belaufen sich auf 246.000 RM.

Zu diesem Zeitpunkt sind in Wetzlar 770 Sprechstellen vorhanden. Das Fernamt ist mit 14 Plätzen ausgestattet.

In der Telegrafenstelle werden die zwei vorhandenen Klopferapparate durch einen „Summer“ ersetzt.

Die bestehende OB-Handvermittlung in Schmidtlotheim wird abgeschaltet und die vorhandenen Anschlüsse dem Postamt Vöhl und der Postagentur Frankenau zugeteilt.

An neuen „Selbstanschlußämtern“ werden eingeschaltet:

31. März Aumenau mit 80 Anrufeinheiten, System 22

23. Juni Frankenau mit 28 Hauptanschlüssen

Im Erdgeschoß des neuen Gießener Fernmeldegebäudes beginnt der Aufbau der ersten Wählvermittlungsstelle in Hebdrehwählertechnik System 27.

Im Giessener Ortsnetz beginnen umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten am Anschlussnetz. 2 neue LVz und 30 KVz werden aufgebaut. Trotz der kurz bevorstehenden Einschaltung des Wählamtes muss die alte Handvermittlung im Postamt am 28. Juli nochmals um 100 Anrufeinheiten erweitert werden.

Von den 3 Telegrafenbauämtern im Bezirk Frankfurt beschäftigt das TBA Gießen einen technischen Beamten.

Die Telegrafenbetriebsstelle Gießen übermittelt in diesem Jahr über eine sogenannte „Klopferleitung“ Gießen-Frankfurt/M täglich zwischen 210 und 220 Telegramme.

Aus einem Schreiben vom 25. Mai geht hervor, dass beim „Telegraphenamt Gießen“ auf die Einführung des Hughesbetriebs „wegen mangelnder Gewandtheit der Beamten, die bejahrt sind“, kein Wert gelegt wird.

An Telegrafie-Leitungen bestehen:

T-Ltg. 381 Gießen-Köln

T-Ltg. 1375 u. 2836 Gießen-Darmstadt

T-Ltg. 2837 u. 1339 Gießen-Frankfurt.

Darüberhinaus bestehen T-Leitungen von Gießen nach Alsfeld, Butzbach, Büdingen, Gedern, Lauterbach, Nidda, Stockhausen und Schlitz. Weiterhin sind auch die Bahnhofsverbindungsleitungen in Betrieb.

Am 4. Oktober beginnt die Ausbildung der Bediensteten am „Springschreiber T 28“.

Im Tagesdienst sind zwischen 2 und 4 Kräfte eingesetzt.

 

1929 Der Neubau des Giessener Fernmeldegebäudes im Hinterhof des Postamtes wird fertig gestellt. Die neue Wählvermittlungsstelle für den Ortsverkehr, der Hauptverteiler und die Ortsentstörung finden im Erdgeschoß Platz. Das Fernamt und die Telegrafendienststelle beziehen die Räume in den oberen Stockwerken.

Am 27. Juli gehen die Einrichtungen in Betrieb. Die Kosten für die Technik des Fernamtes und der Wählvermittlungsstelle belaufen sich auf 458.000 RM. Im Erstausbau stehen 2400 Anrufeinheiten im System 27 zur Verfügung.

In einem Anerkennungsschreiben würdigt die Oberpostdirektion die gut vorbereitete und mustergültig durchgeführte Betriebsüberleitung.

 
  Erste Wählvermittlungsstelle in Gießen

  Gleichzeitig mit dem Umzug der Telegrafendienststelle nimmt auch die neue Rohrpostanlage ihren Betrieb auf. Zwei Sende- und Empfangsstellen verbinden den Schalterraum des Postamtes mit der Telegrafenstelle bzw. die Telegrafenstelle mit der Zustellung des Postamtes.

25 Leitungen von Gießen nach Frankfurt, die bisher mit Klopfern oder Hughesapparaten betrieben wurden, werden durch eine einzige Leitung mit modernem Springschreiber ersetzt.

Beim Gießener Fernamt werden am 8. November die neuen elektrischen Gesprächszeitmesser in Betrieb genommen.

Die Wählvermittlungsstellen Großen Buseck und Großen Linden werden Anfang des Jahres dem Telegrafenamt zugeordnet.

Am 9. Februar gehen die Dillenburger Wählvermittlung und das neue Fernamt mit 12 Fernschränken in Betrieb. Die Ortsvermittlungsstelle ist mit 630 Anrufeinheiten im System 27 ausgestattet.

 
  „Antrag auf Herstellung von Fernsprecheinrichtungen“ in Dillenburg vom 28. Juli 1929

 

Weitere Einschaltungen von „SA-Ämtern“:

30. Mai Haiger mit 200 Anrufeinheiten, System 27

29. Juni im Postamt Biedenkopf mit 260 Anrufeinheiten, System 27

12. September Langendernbach mit 130 Anrufeinheiten, System 27

31. Oktober Lich mit 200 Anrufeinheiten, System 29

13. Dezember Herborn mit 420 Anrufeinheiten, System 27

letzte Aktualisierung 04.04.2013